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Raus aus der Komfortzone! Aber wie? Wandern in den Alpen Teil 1

Hinterher weiß ich, dass ich nichts weiß.

Sommer 2018, ca. drei Monate vor der Alpenüberquerung. Wir wollen wissen, ob unsere Vorbereitungen für den alpinen Bereich funktioniert haben und haben uns zum Wandern in den Alpen verabredet. Am nächsten Tag wollen wir auf die Zugspitze. Da ein Teil des Weges aus einem Klettersteig besteht, holen unsere Mitstreiter noch die entsprechende Ausrüstung bei einem Verleih ab. Ich rufe noch bei der zuständigen Bergwacht an, da sie das Gelände und Wetter am besten kennen:
„Ja, guten Tag, wir möchten morgen zur Zugspitze hoch. Ich wollte die Bedingungen abfragen; ob Sie uns morgen davon abraten oder ob es geht.“
„Ja, das geht. Einige Hütten sind derzeit geschlossen, da können Sie also weder trinken noch essen. Das sollten Sie bei Ihrer Verpflegung mit berücksichtigen. Nicht, dass Sie plötzlich nichts mehr zu trinken haben, das wäre schlecht. Außerdem müssen Sie in einigen Bereichen noch mit Schnee und Eis rechnen, da kann es glatt werden. Wenn Sie das in Ihre Überlegungen mit einbeziehen, sollte das gehen.“
„Vielen Dank, schönen Abend!“

Während wir uns fürs Abendessen umziehen klingelt das Handy. „Die haben uns beim Ausrüstungsverleih gesagt, wir sollen das bloß bleiben lassen. Das sei viel zu gefährlich.“ Ich rufe einigermaßen irritiert erneut bei der Bergwacht an. „Entschuldigen Sie die Störung, aber unsere Kollegen haben grad Ausrüstung beim Verleih holen wollen und die haben ihnen vehement abgeraten. Wir sollten das bloß bleiben lassen. Sie haben mir aber gerade gesagt, dass das geht. Wie passt das denn jetzt zusammen?“
„Ja sind Sie denn keine erfahrenen Bergsteiger??“
Ich reagiere hörbar irritiert. „Entschuldigen Sie mal, ich rufe bei Ihnen an weil ich wissen will ob wir da hoch können. An welchem Klang meiner Stimme wollen Sie denn bitteschön erkannt haben, dass wir erfahrene Bergsteiger sind?“
Die folgende Antwort lässt meinen Unterkiefer offenstehen: „Weil außer erfahrenen Bergsteigern niemand bei uns anruft um zu wissen wie die Bedingungen sind.“
„Achso.“ Ich murmele irgendeine höfliche Verabschiedung und falle auf den Stuhl.

 Wir wären um ein Haar in eine Route aufgebrochen, die zu dieser Jahreszeit noch für Nicht-Profis viel zu gefährlich gewesen wäre. Ich habe mich darauf verlassen, dass meine Informationen schon ausreichen. Wir hatten zum Glück noch die Leute aus dem Ausrüstungsshop, sodass wir auf unseren Fehler aufmerksam wurden. Ein Prinzip, das uns noch öfter begegnen sollte.

Bei einer anderen Trainingstour begegnen uns Wanderer, die von der Hitze der Sonne auf 2000 Meter Höhe überrascht waren und nicht ausreichend Trinkwasser dabei hatten. Sie hatten alles aufgebraucht und wollten gerade ihre Trinkflaschen an einem Bach auffüllen. Wir gaben Ihnen
a) den guten Ratschlag, das Wasser – so verlockend es auch scheinen mag – erstmal zu desinfizieren und 
b) ihnen von unseren Chlor-Tabletten ab.
Und waren damit ziemlich überzeugt, dass sie damit auf der sicheren Seite waren. Was wir nicht wussten war, woher das Wasser kam. Bei einer anderen Tour berichtete unsere Bergführerin von einer Gruppe, die ihre Wasserflaschen ebenfalls an einem Bach aufgefüllt hatte und zum großen Teil am Folgetag mit Magen-Darm-Beschwerden ausfiel. Sie wussten nicht, dass eine Almhütte weiter oben am Berg genau in diesen Bach ihr Abwasser einleitet. Tja, wenn man sein Wasser an der Kläranlage holt, helfen einem auch keine Chlortabletten mehr…

Einheimische und/oder Erfahrene fragen ist wohl hilfreich. Und immer mehr als einen.

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