Blog Beiträge

Raus aus der Komfortzone! Aber wie? Wandern in den Alpen Teil 2

Von der Schwierigkeit des Lernens.

Ja, wir haben sie auch gesehen: Die Leute, die mit Badelatschen ins alpine Gelände gehen. Oder die mit alten Turnschuhen. Leute, die Wechselakkus für die Kamera hatten, aber leider keine regenfeste Jacke… Ja, leider. Wenn man andere fragt oder sich Informationen aus dem Internet holt, stellt sich immer wieder die Frage: Wie unterscheide ich eigentlich die nützlichen Tipps von nicht nützlichen oder gar gefährlichen? Ein für uns sehr nützlicher Tipp kam von einem österreichischen Bergwachtler: Der wichtigste Ausrüstungsgegenstand im ganzen Wanderrucksack sei seiner Meinung nach ein „Notfallbiwak“. Nie gehört. Also googeln: Ein Notfallbiwak ist eine Art Schlafsack oder Zelt aus einer Plastikfolie, bei der eine wärmereflektierende Schicht aufgedampft ist wie bei den Rettungsdecken im Auto-Verbandskasten. Wozu das Ganze? Der Bergretter erklärt, dass es Situationen geben könnte, in denen man verletzungs- oder wetterbedingt nicht mehr weitergehen könne. Wird dann das Wetter kalt und nass (oder frostig) und produziert man selbst durch die Zwangspause keine Körperwärme mehr, könne es durch die feuchte Bekleidung sehr schnell gefährlich werden: Unterkühlung bis hin zur Erfrierung. Notfallbiwak. Diesen Tipp merke ich mir.

Bei unserem ersten Treffen mit der Wandergruppe am Vorabend sind meine Frau und ich außer der Bergführerin die einzigen, die ein Notfallbiwak im Rucksack haben. Einige kennen den Begriff gar nicht. Wir denken also, dass wir gut vorbereitet sind. Drei Jahre nach der Tour erreicht mich eine Erkenntnis, dass wir damals etwas sehr, sehr Wesentliches nicht dabei hatten. Im nächsten Teil verrate ich es. Versetzen Sie sich mal an unsere Stelle und überlegen Sie schon mal. Was könnte es wohl sein?

Andere Frage: Woran erkennt man, dass man auf den Rat des anderen zählen kann? Die Kleidung ist es nicht, so viel kann ich verraten. Auf einer Hütte werde ich abends im Waschraum von zwei Teenagern angesprochen, ob ich Ihnen nicht Tipps zu verschiedenen Themen geben könnte. Ich gebe Ihnen nach bestem Wissen und Gewissen Auskunft und beantworte alle ihre Fragen. Am Ende frage ich doch nach: „Wieso habt ihr Euch eigentlich mit Euren Fragen gerade an mich gewandt – es gibt doch so viele Leute hier?“ Ihre Antwort: „Sie haben so nen professionellen Trinkbeutel, da dachten wir Sie kennen sich aus.“

Bei anderer Gelegenheit ertappe ich mich selbst dabei, dass ich eine Person danach beurteile, dass sie sich „professionell“ gibt. Bei einem Aufstieg fällt mir ein Wanderer auf, der auf mich den Eindruck macht, dass er das wohl schon mehr als ein paar Mal gemacht hat. Er macht einen ziemlich abgeklärten Eindruck. Eine halbe Stunde später löst sich mein Eindruck in Luft auf: An einer Engstelle macht seine Gruppe eine kleine Pause und lässt unsere passieren. Auf der linken Seite: Felsen. Rechts geht es 400 Meter steil nach unten. Wegbreite dazwischen: etwa 1 Meter, auf dem Weg selbst: kleinere Steinbrocken. Mr. Cool macht den Weg frei und geht zur rechten Seite. Die Ferse befindet sich 5 cm von der Kante, der Rucksack hängt bereits frei über dem Abgrund. Der Herr zeigt sich demonstrativ tiefenentspannt („Könnt ihr auch alle sehen wie mutig und cool ich bin?“). Mir fällt ein, dass ich bei einem Abstieg vor ein paar Tagen kurz vor Tour-Ende so müde, hungrig und unkonzentriert war, dass ich zwei Mal mit dem Stiefel an kleineren Steinbrocken gestolpert bin. Ich frage mich kurz, was der Herr eigentlich zu tun gedenkt, wenn jemand aus der anderen Gruppe strauchelt und ihn auch nur leicht touchiert. Nun, er wird vermutlich versuchen, sich festzuhalten… Ich gehe ihm in der Folge soweit aus dem Weg wie nur möglich.

Man lernt doch nie aus. Bis zum nächsten Mal!

Kategorien

!